Gasverbrauch ermitteln und reduzieren
Ob du deine Gasrechnung senken oder deine Umweltbilanz verbessern möchtest: Den eigenen Gasverbrauch zu kennen, schafft Übersicht und kann als Ausgangspunkt für Einsparmaßnahmen dienen. So hast du deinen Gasverbrauch genau im Blick und kannst hohen Gaspreisen ein Stück weit den Schrecken nehmen.Gasverbrauch von Kubikmetern in Kilowattstunden umrechnen
Wenn du deine Gasrechnung mit dem Stand deines Gaszählers vergleichen, wird dir schnell ein Unterschied auffallen: Die Gasrechnung führt deinen Gasverbrauch in Kilowattstunden an, während der Gaszähler in Kubikmetern misst. Dass dein Gasanbieter den Verbrauch in Kilowattstunden statt in Kubikmetern misst, liegt daran, dass die im Gas enthaltene Energie je nach Art des Gases variiert. Das bloße Volumen sagt also nichts über die tatsächlich genutzte Energie aus, die dir der Gasanbieter in Rechnung stellt. Auf die Gründe dafür kommen wir gleich zu sprechen.
In der Regel rechnen Energieanbieter die Kubikmeter-Angabe (laut Zählerstand) auf der Energierechnung nachvollziehbar in Kilowattstunden um. Falls das nicht der Fall ist oder du Verbrauchswerte unterjährig berechnen willst, kannst du die Kubikmeter jedoch auch selbst umrechnen. Um den Gasverbrauch laut Gasrechnung nachvollziehen zu können, musst du den Kubikmeter-Verbrauch laut Zähler in Kilowattstunden umrechnen. Dafür bringst du zunächst zwei notwendige Kostenfaktoren in Erfahrung: den Brennwert und die Zustandszahl.
Gas-Brennwert
Den ersten Faktor, den du für die Errechnung des Gasverbrauchs benötigst, ist der Brennwert. Er verrät dir, wie viel Wärme beim Verbrennen des Gases entsteht, und wird in Kilowattstunden pro Kubikmeter angegeben (kWh/m³). Meist kann der Brennwert auf der Gasrechnung abgelesen werden. Auf Nachfrage informiert dich auch deinGasanbieter oder Netzbetreiber über den Wert.
Die Höhe des Gas-Brennwerts hängt von der Zusammensetzung des Gases ab: Zum Beispiel hat sogenanntes L-Gas (Low calorific gas) einen niedrigeren Methangehalt als H-Gas (High calorific gas). Deshalb liegt der Brennwert von L-Gas in der Regel unter dem von H-Gas. Während L-Gas einen Brennwert zwischen 8,4 und 11,2 kWh/m³ aufweist, liegt der Wert für H-Gas zwischen 10 und 13,1 kWh/m³.1 Im Vergleich zu L-Gas muss also weniger H-Gas verbrannt werden, um dieselbe Menge Energie bereitzustellen.
Zustandszahl
In der Regel kannst du Brennwert und Zustandszahl gemeinsam in Erfahrung bringen. Auch diesen Wert findest du auf der Gasrechnung – oder du kontaktierst deinen Gasanbieter beziehungsweise Netzbetreiber.
Die Zustandszahl gibt an, inwiefern sich das Volumen des Gases im Betriebszustand von einem festgeschriebenen Normzustand unterscheidet. Diese Umrechnung ist im Sinne der Vergleichbarkeit wichtig, da der Gaszähler das Gas immer unter den vorherrschenden Umgebungsbedingungen misst. Der Normzustand bezieht sich hingegen auf das Gasvolumen bei einer Temperatur von 0 °C und einem Druck von 1 bar. Im Betriebszustand herrschen in der Regel andere Umstände vor.
Gasverbrauch umrechnen

Mit Brennwert, Zustandszahl und den Kubikmetern laut Gaszähler ausgerüstet kannst du den Gasverbrauch nun in Kilowattstunden umrechnen. Setze die Werte dafür einfach in die folgende Formel ein:
Verbrauch in m³ x Brennwertzahl x Zustandszahl = Verbrauch in kWh
Ein Beispiel: Du prüfst den Zählerstand zum Monatsanfang und am Monatsende, um deinen Verbrauch für einen Monat zu bestimmen. So gelangst du zu einem Monatsverbrauch von beispielsweise 200 Kubikmetern. Von der letzten Gasrechnung liest du einen Brennwert von 10 und eine Zustandszahl von 0,9 ab. Daraus ergibt sich ein Monatsverbrauch von 1.800 Kilowattstunden:
200 m³ x 10 x 0,9 = 1.800 kWh
Die Berechnung lässt sich natürlich auch auf mehrere Monate anwenden – zum Beispiel auf den Winter oder das ganze Jahr.
Gasverbrauch ermitteln mit dem durchschnittlichen Richtwert
Um den eigenen Gasverbrauch grob einschätzen zu können, bietet sich ein Blick auf den aktuellen Heizspiegel in Deutschland an. Dieser wird regelmäßig von dem gemeinnützigen Verbraucherberater co2online erstellt und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) gefördert.
Aus dem Heizspiegel für das Gesamtjahr 2019 geht zum Beispiel hervor, dass ein 110 Quadratmeter großes Einfamilienhaus im Durchschnitt 17.240 Kilowattstunden Erdgas verbraucht. Wenn dir bei einer ähnlichen Wohnfläche deutlich mehr Kilowattstunden in Rechnung gestellt werden, liegt dein Verbrauch also über dem Durchschnitt – ein klarer Hinweis, dass du mit entsprechenden Maßnahmen Heizkosten sparen kannst. Mehr hierzu erfährst du in unserem Ratgeber Heizkosten pro Quadratmeter.
Wenn du beim Blick auf diese Richtwerte größere Unterschiede zu deinem eigenen berechneten Gasverbrauch bemerkst, kannst du auf verschiedene Weise gegensteuern. Welche Optionen sich anbieten, erfährst du im nächsten Abschnitt.
Maßnahmen gegen hohen Gasverbrauch
Gasverbrauch zu hoch? Was du tun kannst, um Heizkosten zu sparen und dabei die Umwelt zu schonen3, zeigen wir dir anhand von drei zentralen Verbrauchsfaktoren.
Dämmung
Je schlechter ein Gebäude isoliert ist, desto mehr erzeugte Wärme geht ungenutzt verloren – allein ein Drittel der produzierten Wärme fällt den Außenwänden zum Opfer.2 Um die Heizkosten zu senken, bietet sich daher eine gute Wärmedämmung an. Neben den Außenfassaden kommen auch das Dach, die oberste Geschossdecke und die Kellerdecke für eine wirksame Isolierung infrage. In unserem Ratgeber erfährst du mehr über die Wärmedämmung und ihre Vorteile.
Ergänzung mit regenerativen Energien
Um deinen Gasverbrauch weiter zu reduzieren, kombiniere deine Gasheizung mit regenerativen Energien – zum Beispiel in Form von Wärmepumpen, Solarthermieanlagen oder modernen Holzfeuerungen. Diese Ergänzung ist bei den meisten Gasheizungen problemlos möglich und reduziert neben Verbrauch und Kosten auch deine Schadstoffemissionen.
Als alleinige Wärmeerzeuger eignen sich Wärmepumpen in älteren Bestandsgebäuden und Solarthermieanlagen in Nord- und Mitteleuropa eher nicht – in Kombination mit Gasheizungen erzielst du jedoch auch hierzulande deutliche Einsparungen.
Heizungsanlage
Alte Gasheizungen haben in der Regel einen deutlich niedrigeren Wirkungsgrad als moderne Anlagen. Das bedeutet, dass Altanlagen mehr Brennstoff benötigen, um denselben Wärme-Output zu erzeugen wie ein aktuelles Heizsystem. Vor allem moderne Brennwerttechnik unterstützt dich bei der Reduktion des Gasverbrauchs. Denn Brennwertanlagen nutzen neben der unmittelbar durch Verbrennung erzeugten Energie auch die Kondensationswärme der entstehenden Abgase. Auf diesem Weg musst du der Heizung weniger Gas zuführen, um deine Wunschtemperatur zu erhalten.
Spätestens wenn deine Gasheizung ein Alter von 15 Jahren erreicht hat, bietet ein Heizungstausch in der Regel das größte Einsparpotenzial aller möglichen Maßnahmen. Wegen deines erhöhten Verbrauchs und der damit verbundenen CO2-Emissionen besteht sogar eine gesetzliche Austauschpflicht für Gas- und Ölheizungen über 30 Jahre. Wenn du die hohen Anschaffungs- und Wartungskosten nicht auf sich nehmen möchtest oder kannst, gibt es neue Heizungen auch preiswert zur Miete.
Heizverhalten
Welche Räume muss ich wirklich beheizen? Und wie lange lasse ich unter der Dusche das Warmwasser laufen? In unserem Alltag verbrauchen wir häufig unnötig viel Energie, ohne darüber nachzudenken. Wer sich für kurze Zeit selbst beobachtet, bemerkt solche Einsparpotenziale in der Regel schnell. Anstatt etwa für lange Zeit am Stück mit gekipptem Fenster zu lüften, steige am besten auf Stoßlüften um. So sorgst du in kurzer Zeit für einen vollständigen Luftaustausch. Die Heizung muss nicht wieder von Null auf hochheizen und deine Räume werden schnell wieder warm.
Ein hoher Gasverbrauch entsteht auch nachts, wenn die zeitweise ungenutzten Räume immer noch beheizt werden. Hier lassen sich Heizkosten und Gasverbrauch zum Beispiel per Nachtabsenkung spürbar reduzieren. Verfügt deine Heizung über keine automatische Nachtabsenkung bzw. du kannst sie nicht wie gewünscht verändern, stell dir vor dem Zubettgehen die Heizkörper so ein, dass die Temperatur außerhalb des Schlafzimmers knapp über 16 °C liegt. Auf diese Weise beugst du zu starkem Auskühlen und Feuchtigkeitsbildung im Innern der Wohnung vor und senken den Energieverbrauch merklich.
Programmierbare Thermostate machen die Nachtabsenkung zudem besonders einfach. Das Vorgehen lohnt sich vor allem in Häusern ohne effektive Wärmedämmung. Auch wenn du tagsüber oder während des Urlaubs nicht zu Hause bist, kannst du die Thermostate entsprechend programmieren, um deinen Gasverbrauch zu senken.
Den eigenen Gasverbrauch in Kilowattstunden berechnest du am einfachsten mit der folgenden Formel: Verbrauch in m³ x Brennwertzahl x Zustandszahl = Verbrauch in kWh. Deinen monatlichen Verbrauch in Kubikmetern erkennst du, indem du den Gaszählerstand zu Monatsanfang und Monatsende vergleichst. Brennwert und Zustandszahl findest du entweder auf deiner Gasrechnung oder auf Nachfrage bei deinem Gasanbieter oder Netzbetreiber.
Im Jahr 2019 verbrauchte ein 110 Quadratmeter großes Einfamilienhaus laut Heizspiegel im Durchschnitt 17.240 Kilowattstunden Erdgas. Faktoren wie das eigene Heizverhalten oder die Gebäudedämmung können den Durchschnittswert positiv oder negativ beeinflussen.
Zu den effektivsten Maßnahmen gegen einen hohen Gasverbrauch gehören eine wirksame Dämmung, eine moderne Heizanlage sowie ein bewusst sparsames Heizverhalten. Kurzes Duschen statt ausgiebigen Badens, Stoßlüften und ein nächtliches Senken der Heiztemperatur (Nachtabsenkung) lassen sich einfach umsetzen und reduzieren den Gasverbrauch spürbar. Auch eine Ergänzung der Gasheizung um regenerative Energien ist möglich – zum Beispiel mit einer Wärmepumpe, Solarthermieanlage oder einer modernen Holzfeuerung.
Rechnet man die Kilowattstunden-Preise der Gasanbieter in Kubikmeter um, kommt man aktuell auf etwa 60 bis 66 Cent pro Kubikmeter (Stand Oktober 2021). Der Preis variiert jedoch je nach Zusammensetzung des Gases: Je höher der Methangehalt, desto mehr Wärme erzeugt die Heizung mit einem Kubikmeter und desto günstiger ist letztendlich der Kubikmeter. Etwa 8 bis 13 Kilowattstunden lassen sich mit einem Kubikmeter erzeugen.