Luftwechselrate
Was bedeutet eigentlich die Luftwechselrate? Und warum ist der regelmäßige Luftwechsel wichtig? Diese und weitere Fragen rund um das gesunde Raumklima beantworten wir in unserem Ratgeber. Erfahre mehr über die Relevanz der Luftwechselrate in privaten und gewerblichen Gebäuden und welche Faktoren den Wert beeinflussen. Außerdem zeigen wir dir, wie du die passende Luftwechselrate im eigenen Zuhause umsetzen kannst.
Was ist die Luftwechselrate?
Die Luftwechselrate ist eine wichtige Kennziffer für das Raumklima. Sie gibt an, wie oft die Luft in einem geschlossenen Raum ausgetauscht werden muss, um ein gesundes Raumklima zu gewährleisten. Die Einheit der Luftwechselrate ist 1/h (oder auch h-1 geschrieben) und wird als „pro Stunde“ ausgesprochen. Eine Luftwechselrate von 2 1/h liest sich also als „zwei pro Stunde“. In diesem Fall müsste die Raumluft zweimal pro Stunde ersetzt werden, um eine hohe Luftqualität zu sichern.
Ein Begriff – mehrere Verwendungen
Wenn von der Luftwechselrate die Rede ist, können je nach Kontext drei verschiedene Sachverhalte gemeint sein. Neben dem allgemeinen Luftwechselbegriff sind dir womöglich schon die Mindestluftwechselrate und die n50-Luftwechselrate begegnet. Was es damit auf sich hat, erläutern wir in den folgenden Abschnitten.
Mindestluftwechselrate
Die Mindestluftwechselrate spielt vor allem im Kontext von Arbeitssicherheit eine Rolle. Für öffentliche oder gewerblich genutzte Gebäude gelten oft bestimmte Normen und Verordnungen, die hygienische Luftverhältnisse festschreiben. So sieht beispielsweise die DIN EN 12831 im Normalfall eine Mindestluftwechselrate von 0,5 1/h vor – hier muss also alle zwei Stunden ein Luftwechsel stattfinden. Da es sich bei der Mindestluftwechselrate meist um eine amtliche Vorgabe handelt, wird sie häufig auch „Luftwechselrate nach DIN“ oder „hygienisch bedingter Mindestluftwechsel“ genannt.
n50-Luftwechselrate
Die n50-Luftwechselrate ist eine wichtige Kennziffer in der Gebäudeisolierung. Mit ihr wird die Luftdichtheit von Gebäudehüllen gemessen – und zwar bei einem Druckunterschied von 50 Pa zwischen Gebäudeinnerem und Umgebung.
Gemäß Energieeinsparverordnung darf die n50-Luftwechselrate in einem Gebäude ohne Abluft- oder Lüftungsanlagen nicht mehr als 3 1/h betragen. Das bedeutet: Ohne die Hilfe von klimatechnischen Anlagen darf sich das Raumvolumen in einer Stunde nicht mehr als dreimal austauschen. Fällt der Messwert höher aus, reicht die Luftdichtheit der Gebäudehülle nicht aus und es müssen eventuelle Undichtigkeiten behoben werden.
Luftwechsel (im allgemeinen Sinn)
Geht es hingegen nicht um öffentliche beziehungsweise gewerblich genutzte Gebäude oder um die Luftdichtheit von Gebäudehüllen, meint die Luftwechselrate in der Regel einen einfachen Sachverhalt – und zwar wie häufig die Raumluft pro Stunde ausgetauscht werden muss, um ein gesundes Raumklima zu erhalten.
Deshalb ist die richtige Luftwechselrate wichtig
Im Lauf des Tages sammeln sich in der Raumluft verschiedene Schadstoffe. Ohne einen regelmäßigen Luftwechsel atmest du als Bewohner zum Beispiel kontinuierlich Hausstaub ein. Das sorgt nicht nur bei Allergikern für unangenehme Symptome wie Kopfschmerzen oder Reizungen der Atemwege. Nicht unbedingt schädlich, aber ebenfalls unangenehm sind schlechte Gerüche in der abgestandenen Luft, die den Wohnkomfort deutlich mindern können. Gleichzeitig atmen die Bewohner CO2 und Feuchtigkeit wieder aus. Auch Baumaterialien und Möbel geben mitunter Schadstoffe ab.
Ob per Lüftungsanlage oder Fensterlüftung: Indem du dich an der Luftwechselrate orientierst, beugst du neben Schadstoffen auch einer ungesunden Feuchtebelastung vor. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit steigt etwa das Risiko für Schimmelbildung – darunter leidet neben der Gesundheit der Bewohner langfristig auch der Gebäudezustand. Im schlimmsten Fall braucht es eine professionelle (und kostenintensive) Gebäudereinigung, um starke Schimmelbelastung zu entfernen. Mit richtigem Lüften lässt du es gar nicht erst so weit kommen.
Welche Faktoren bestimmen die Luftwechselrate?
Ausschlaggebend für den richtigen Luftwechsel in einem Raum ist also die Belastung durch Feuchtigkeit und Schadstoffe. Da diese je nach Raumnutzung anders ausfällt, unterscheidet sich auch die Luftwechselrate von Raum zu Raum. So herrscht etwa im Badezimmer eine erhöhte Feuchtelast vor, während Drucker und Computer-Lüftungssysteme im Büro eine größere Menge Feinstaub verursachen. Auch die Bewohner selbst atmen kontinuierlich CO2 aus, was das Raumklima auf Dauer beeinträchtigt.
Neben dem aktiven Luftwechsel durch Lüftungsanlage oder Fensterlüftung gibt es auch einen natürlichen Luftwechsel, der die ideale Luftwechselrate beeinflusst. Dieser hängt vor allem vom baulichen Zustand eines Gebäudes ab: So weisen moderne, gut gedämmte Häuser eine höhere Luftdichtheit auf als unsanierte Altbauten. Durch jede Undichtigkeit dringt Außenluft ins Gebäude, was sich zum Beispiel bei stürmischer Wetterlage besonders bemerkbar macht. Als Faustregel gilt: Je besser die Isolierung, desto häufiger muss die Luft in Innenräumen ausgetauscht werden.

Wie lässt sich die Luftwechselrate bestimmen?
Die genaue Luftwechselrate für einen Raum kannst du als Laie nur schwer herausfinden. Je nach Grad der Schadstoff- und Feuchtebelastung braucht es den passenden Luftvolumenstrom. Um diesen genau zu ermitteln, braucht es Fachleute, die die Belastung präzise messen und dokumentieren.
Für möglichst genaue Werte wende dich am besten an einen Fachbetrieb – Klimatechniker sind hierfür die idealen Ansprechpartner. Damit wir an dieser Stelle eine Beispielrechnung durchführen können, verwenden wir stattdessen jedoch einen Pauschalwert für den Luftvolumenstrom – und zwar entsprechend der Lüftungsnorm DIN 1946-6, auf die wir gleich zu sprechen kommen.
Ein Rechenbeispiel zur Mindestluftwechselrate
Die mathematische Formel zum Errechnen der Luftwechselrate lautet:
Mindestluftvolumenstrom [m³/h] / Raumvolumen [m³] = Luftwechselrate [1/h]
Für die Beispielrechnung stellen wir uns einen 40 Quadratmeter großen Raum vor. Die Zimmerdecke ist mit 2,40 Metern durchschnittlich hoch. Außerdem handelt es sich um einen Büroraum, in dem zwei Personen gleichzeitig arbeiten. Auch dies muss für die Mindestluftwechselrate berücksichtigt werden.
Im ersten Schritt bestimmen wir das Raumvolumen, indem wir die Grundfläche mit der Deckenhöhe multiplizieren. In unserem Fall erhalten wir ein Raumvolumen von 96 m³:
Fläche [m²] x Deckenhöhe [m] = Raumvolumen [m³]
40 m² x 2,40 m = 96 m³
Jetzt fehlt nur noch der Luftvolumenstrom. Um diesen zu bestimmen, braucht es wie gesagt eine fachmännische Berechnung. Überschlägig können wir aber mit dem Mindestvolumenstrom der Lüftungsnorm DIN 1946-6 weiterrechnen: 30 m3/h und Person. Da in unserem Beispiel-Büroraum zwei Personen gleichzeitig arbeiten, beträgt der benötigte Mindestvolumenstrom 60 m³/h:
2 x 30 m³/h = 60 m³/h
Abschließend setzen wir die ermittelten Werte in unsere Ausgangsgleichung ein: Wir teilen den Mindestluftvolumenstrom durch das Raumvolumen und erhalten eine Luftwechselrate von 0,625 1/h.
Mindestluftvolumenstrom [m³/h] / Raumvolumen [m³] = Mindestluftwechselrate [1/h]
60 m³/h / 96 m³ = 0,625 1/h
Luftwechselrate nach Richtwerten bestimmen
Nun definiert die DIN 1946-6 aber nicht nur Berechnungsvorschriften, sondern auch vier Lüftungsstufen unterschiedlicher Intensität: Intensivlüftung, Nennlüftung, reduzierte Lüftung sowie Lüftung zum Feuchteschutz. Hier wird schnell klar: Ein passendes Lüftungskonzept lässt sich nicht auf die Schnelle erstellen. Wende dich am besten an einen Fachbetrieb.
Genaue Berechnungen und Lüftungskonzepte sind vor allem dann relevant, wenn du dich an rechtliche Vorgaben halten musst – zum Beispiel als Arbeitgeber, der eine hygienische Luftqualität für sein Team gewährleisten muss. Wenn du die Abluft- oder Lüftungsanlage in den eigenen vier Wänden passend einstellen oder die idealen Intervalle zum Fensterlüften finden möchtest, kannst du dich stattdessen auch an Richtwerten orientieren. Die folgende Tabelle gibt dir eine grobe Übersicht über verschiedene Räume und eine jeweils angemessene Luftwechselrate.
Bedenke jedoch, dass es sich bei den Angaben um eine unverbindliche Empfehlung handelt. Durch größere Personengruppen, mehr E-Geräte und andere Faktoren fällt die Belastung durch Schadstoffe und Feuchtigkeit eventuell deutlich höher aus. Gehe in solchen Fällen lieber von einer höheren Luftwechselrate aus. In gut gedämmten Gebäuden vollzieht sich zudem der natürliche Luftwechsel nur langsam – auch dies macht eine höhere Luftwechselrate notwendig. Allerdings kann es bei einer zu hohen Luftwechselrate auch zu unangenehmen Zugerscheinungen kommen ‒ ein Grund mehr, sich in puncto Raumklima an einen Fachbetrieb zu wenden.
Raum | Luftwechselrate1 |
Bad, Dusche, Toilette | 7-10 1/h |
Büro | 4-6 1/h |
Kinderzimmer | 2-3 1/h |
Küche | 6-10 1/h |
Schlafzimmer | 2-3 1/h |
Wohnzimmer | 2-3 1/h |
Maßnahmen für den idealen Luftwechsel
Um den richtigen Luftvolumenstrom in deinen Innenräumen zu gewährleisten, bieten sich vor allem das manuelle Stoßlüften, aber auch raumlufttechnische Anlagen an. Worauf es dabei zu achten gilt, zeigen wir dir hier.
Manuelles Stoßlüften
Das Fenster einfach auf Kipp stehen lassen? Darauf solltest du lieber verzichten. Denn zum einen garantieren leicht geöffnete Fenster keinen vollständigen Austausch der Raumluft. Zum anderen stellt sich gerade im Winter schnell ein Temperaturgefälle ein – vom ausgekühlten Fensterbereich hin zum wärmeren Zimmerinneren. Dadurch kondensiert Luftfeuchtigkeit im Fensterbereich, was die Schimmelbildung fördern kann.
Öffne die Fenster stattdessen vollständig für etwa zehn Minuten. Wenn die Raumaufteilung einen durchgehenden Luftstrom erlaubt (Durchzug), reichen sogar fünf Minuten aus. So erreichst du einen vollständigen Luftwechsel und gesunde Luftqualität.
Tipp
Natürlich lässt sich die empfohlene Luftwechselrate mit dem manuellen Stoßlüften kaum umsetzen – denn wer kann (und möchte) schon siebenmal pro Stunde im Bad lüften? Für den privaten Haushalt gilt als Faustregel: Drei- bis viermal Stoßlüften pro Tag reichen in der Regel aus.
Elektrische Lüftungsanlagen
Mit einer automatischen Lüftung erreichst du jederzeit den passenden Volumenstrom an frischer Luft für deine Innenräume – ohne dass du im Lauf des Tages selbst aktiv werden müsstest. Raumlufttechnische Anlagen erlauben es, den erforderlichen Luftvolumenstrom für den gesamten Tag einzustellen. Bei vielen modernen Geräten lassen sich auch die Hauptnutzzeiten für jeden Raum definieren, damit der Luftwechsel zu gegebener Zeit schneller vonstattengeht.
Je nach Art des Belüftungssystems können die Installationskosten allerdings relativ hoch ausfallen. Besonders effektiv sind zum Beispiel Lüftungsanlagen, die die Abluft über Luftkanäle im Boden oder unter der Decke nach draußen befördern. Hier braucht es eine gründliche Planung und professionelle Umsetzung – mit dem entsprechenden Kostenaufwand. Idealerweise werden solche Systeme bereits beim Bau mit eingeplant.
Günstiger und einfacher nachzurüsten sind dezentrale Geräte. Diese können auch ohne Luftkanäle an den Außenwänden einzelner Räume angebracht werden und lassen sich individuell programmieren. Dabei überträgt ein Wärmetauscher die Wärme der Abluft auf die einströmende Frischluft, damit beim Luftwechsel kein zu großer Wärmeverlust entsteht.
Fazit: Die optimale Luftwechselrate dient dem Raumklima
Die Luftwechselrate bietet einen praktischen Anhaltspunkt, um das bestmögliche Raumklima zu schaffen. Der regelmäßige Luftwechsel reduziert die Belastung von Schadstoffen und Feuchtigkeit in der Raumluft. Von dem gesunden Raumklima profitieren sowohl die Gebäudesubstanz als auch die Gesundheit der Bewohner beziehungsweise Nutzer. Um die empfohlene Luftwechselrate für jeden Raum genau einzuhalten, eignen sich elektrische Lüftungsanlagen. Für das klassische Stoßlüften dient der Wert jedoch eher als Orientierungshilfe.
Hinweis
Dieser Ratgeber dient der grundsätzlichen Orientierung und ersetzt nicht die Betreuung und Auslegung der Lüftungsanlage durch einen Fachbetrieb.
Für eine gesunde Raumluft empfehlen Experten eine Luftwechselrate von mindestens 0,5 1/h. Das bedeutet: In einer Stunde sollte das halbe Raumvolumen ausgetauscht werden. Oder anders ausgedrückt: Ein vollständiger Luftwechsel muss alle zwei Stunden erfolgen, um die Belastung durch Schadstoffe und Feuchtigkeit zu minimieren. Hierbei handelt es sich allerdings lediglich um das empfohlene Minimum. Je nach Art der Nutzung benötigen manche Räume eine weit höhere Luftwechselrate: zum Beispiel in der Küche (6-10 1/h), in Bad, Dusche und Toilette (7-10 1/h), im Büro (4-6 1/h) oder in Kinder-, Schlaf- und Wohnzimmer (2-3 1/h).
Ein zweifacher Luftwechsel (oft notiert als 2 1/h) bedeutet, dass die Luft in einem bestimmten Innenraum zweimal pro Stunde vollständig ausgewechselt werden muss, um ein optimales Raumklima zu erzielen. Dafür braucht es einen ausreichend großen Luftvolumenstrom, der zum Raumvolumen passt.
Als Mindestluftwechselrate nennt die DIN EN 12831 im Normalfall einen Wert von 0,5 1/h. In der Orientierungstabelle in diesem Ratgeber findest du zudem praktische Richtwerte für verschiedene Räume. Allerdings lässt sich die Mindestluftwechselrate im Sinne der DIN 1946-6 auch genauer berechnen: Multipliziere zunächst die Höhe mit der Grundfläche des Raums, um das Raumvolumen zu erhalten: 3 m x 30 m² = 90 m³. Für die Luftwechselrate benötigst du nun noch den passenden Luftvolumenstrom. Laut der Lüftungsnorm DIN 1946-6 beträgt der Mindestvolumenstrom 30 m³ pro Stunde und Personenzahl. In unserem Fall sind das 2 x 30 m³/h = 60 m³/h. Zum Schluss teile den gerade berechneten Volumenstrom durch das Raumvolumen: 60 m³/h / 90 m³ ≈ 0,67 1/h.