Lassen Wärmepumpen tatsächlich die Stromkosten explodieren?
Wer sich überlegt, von einer Gas- oder Ölheizung auf eine Wärmepumpe umzusteigen, hat oft Bedenken wegen der steigenden Stromkosten – der Wechsel lohnt sich finanziell dennoch.Gesamtkosten betrachten
Mit einer Wärmepumpe steigen die Stromkosten ins Unermessliche – dieser Mythos ist weit verbreitet, aber verzerrt die Realität. Richtig ist: Durch die Nutzung einer Wärmepumpe steigt der Stromverbrauch eines Haushalts. Das allerdings sagt nichts über die Energiekosten insgesamt aus. Denn außer dem Strom für die Wärmepumpe werden keine weiteren Energiequellen wie Öl oder Gas mehr für Heizen und Warmwasserzubereitung benötigt.
Wofür benötigt eine Wärmepumpe überhaupt Strom?
Wärmepumpen ziehen je nach Typ Umgebungswärme aus Luft, Erdreich oder Grundwasser und bringen mit dieser ein Kältemittel zum Verdampfen. Der Dampf wird dann in einem Wärmetauscher verdichtet, sodass die Temperatur auf eine Gradzahl erhöht wird, die ausreicht, um Haushalte zu beheizen und mit Warmwasser zu versorgen. Wenn die Temperatur sinkt und der Dampf sich wieder verflüssigt, wird durch ein Ventil der Druck gesenkt, und der Prozess beginnt von vorn. Dabei kommen Kompressoren, Pumpen und Gebläse zum Einsatz, für die die Wärmepumpe mit Strom versorgt werden muss.
Die Wärmepumpe ist aber wesentlich effizienter als beispielsweise eine Gastherme oder Ölheizung. Das hängt mit dem sogenannten Wirkungsgrad der verschiedenen Heizsysteme zusammen. Ein Rechenbeispiel verdeutlicht, wie du langfristig gesehen durch eine Wärmepumpe Geld sparst.
Kostenvergleich: Deswegen ist die Wärmepumpe günstiger als Gas
Nehmen wir an, du überlegst von einer Gasheizung auf eine Wärmepumpe umzurüsten. Dein jährlicher Gasverbrauch liegt bei 20.000 Kilowattstunden (kWh) – das entspricht dem durchschnittlichen Verbrauch eines Einfamilienhauses mit 160 Quadratmetern. Im Mai 2024 lag der durchschnittliche Gaspreis in Deutschland bei 9,2 Cent pro kWh1. Das heißt, du zahlst jährlich 1.840 Euro für Heizkosten. Zu diesen Kosten für den tatsächlichen Verbrauch kommt ein jährlicher Grundpreis hinzu.
Streng genommen erzeugen Gasthermen mit diesen 20.000 kWh sogar nur 18.000 kWh Wärme, weil ihr Wirkungsgrad nur bei 0,9 liegt.
Eine Wärmepumpe arbeitet wesentlich effizienter. Sie kann einen Wirkungsgrad von 2 bis 5 erreichen, abhängig von Modell, Umgebung und Wärmedämmung des Gebäudes. Sie verwandelt also eine kWh Strom in 2 bis 5 kWh Wärme. Der genaue Wert, den eine Wärmepumpe erzielt, wird mit der sogenannten Jahresarbeitszahl (JAZ) angegeben.
Für unser Beispiel rechnen wir mit einer JAZ von 3,5. Pro kWh Strom erhältst du also 3,5 kWh Wärmeenergie. Die für die Gastherme benötigte kWh-Zahl wird darum durch den Faktor 3,5 geteilt. Statt 20.000 kWh Gas benötigst du durch eine Wärmepumpe somit nur noch 5.714 kWh Strom (20.000: 3,5). Beim durchschnittlichen deutschlandweiten Strompreis von 27 Cent/kWh im Mai 20242 zahlst du daher jährlich 1.543 Euro Heizkosten. Verglichen mit den 1.840 Euro für die Gasheizung sparst du somit 297 Euro pro Jahr. Da es sich bei der Wahl der Heizung um ein Langzeitprojekt handelt, addiert sich diese Ersparnis über die Jahre hinweg enorm.
Moderne Wärmepumpen bringen es durchaus auf eine Lebensdauer von 20 Jahren. In diesem Zeitraum kannst du 5.940 Euro Heizkosten sparen. Hinzu kommt, dass die CO2-Abgabe, die seit 2020 auf den Gaspreis aufgeschlagen wird, in den nächsten Jahren weiter steigen wird.
Wenn du deinen vorhandenen Stromzähler auch für die Wärmepumpe nutzt, entfällt darüber hinaus die jährliche Grundgebühr für den Gaszähler in Höhe von rund 200 Euro sowie die Kosten für den Schornsteinfeger von rund 50 Euro. Über 20 Jahre erhöht sich deine Ersparnis damit um weitere 5.000 Euro auf insgesamt 10.940 Euro.
Gut zu wissen: Wenn du einen zweiten Stromzähler installierst, der den Verbrauch der Wärmepumpe separat erfasst, kannst du die Wärmepumpe mit sogenanntem Wärmepumpenstrom betreiben, der in der Regel günstiger ist als der übliche Haushaltsstrom. Bei EWE kostet die kWh derzeit 23 Cent3.