11.05.2025 Lesedauer: 4 Minuten Autor: EWE-Redaktion
Wie wahrscheinlich sind Blackouts in Deutschland?
Immer wieder wird über großflächige Stromausfälle in Deutschland spekuliert – doch wie realistisch ist dieses Szenario? Wir erklären, wie sicher das deutsche Stromnetz ist, welche Faktoren zu einem Blackout führen könnten und welche präventiven Maßnahmen getroffen werden.
Was ist ein Blackout?
Ein Blackout ist ein großflächiger und ungeplanter Stromausfall, der über Stunden oder sogar Tage andauern kann und meist gleich mehrere Regionen betrifft. Anders als ein kurzer lokaler Stromausfall hat ein Blackout weitreichende Folgen: Ampeln, Handynetze, Computer, Heizungen, Wasserpumpen und viele andere lebenswichtige Systeme können zeitgleich ausfallen. Betroffen sind in diesem Szenario alle Menschen, Einrichtungen und Gebäude, die Strom verwenden – beispielsweise Wohngebäude, Krankenhäuser und Schulen.
Was ist der Unterschied zwischen Blackout und Brownout?
Im Gegensatz zu einem echten Blackout handelt es sich bei einem Brownout um eine bewusste oder unbewusste Reduktion der Stromspannung – also nicht um einen kompletten Ausfall, sondern nur ein Abfallen der Leistung. Lampen flackern, Geräte funktionieren nur eingeschränkt oder schalten sich ab. Brownouts können auch gezielt eingesetzt werden, um einen drohenden Blackout zu verhindern, wenn das Netz überlastet ist.
Kann Strommangel zu einem Blackout führen?
Ja, Strommangel kann im schlimmsten Fall zu einem Blackout führen – allerdings ist das in Deutschland dank guter Vorsorgemechanismen sehr unwahrscheinlich. Ein Strommangel entsteht, wenn nicht genug Strom erzeugt wird, um den aktuellen Bedarf zu decken. Das kann beispielsweise passieren, wenn mehrere Kraftwerke gleichzeitig ausfallen oder wetterabhängige Energiequellen wie Wind und Solar nur wenig liefern. Damit es in solchen Fällen trotzdem nicht zu einem großflächigen Stromausfall kommt, können Netzbetreiber auf sogenannte Redispatch-Maßnahmen zurückgreifen. Dabei steuern sie Kraftwerke gezielt an oder drosseln große Verbraucher, um das Gleichgewicht zu halten.
Sollte es dennoch zu einer kritischen Lage kommen, greift ein mehrstufiges Sicherheitssystem. Erst wenn alle diese Schutzmaßnahmen versagen – was sehr unwahrscheinlich ist – könnte ein Blackout auftreten. Aber das Netz ist darauf gut vorbereitet.
Wie hoch ist das Risiko für einen Blackout in Deutschland?
Auch wenn das Thema in den Medien immer wieder auftaucht – ein flächendeckender Blackout bleibt in Deutschland äußerst unwahrscheinlich. Das liegt vor allem am sehr gut ausgebauten und eng überwachten Stromnetz sowie an klaren gesetzlichen Regelungen und Sicherheitsmechanismen.
Zu diesen Sicherheitsmaßnahmen gehören unter anderem Reservekraftwerke, ein gutes Lastmanagement und Stromimporte aus Nachbarländern. Die vier großen Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW steuern im Zusammenspiel mit den Verteilnetzbetreibern das deutsche Stromnetz in Echtzeit und sorgen dafür, dass genug Strom zur Verfügung steht. Wie gut das funktioniert, zeigen die Analysen der Bundesnetzagentur: Demnach mussten Haushalte in Deutschland im gesamten Jahr 2023 nur 12,8 Minuten ohne Strom auskommen, im Stromnetz Ems-Weser-Elbe waren es sogar nur 4,6 Minuten.
Wie gut ist Deutschland auf einen Blackout vorbereitet?
Deutschland hat auch ein vielschichtiges gesetzliches Sicherheitsnetz, um Blackouts zu verhindern. Es kombiniert Marktmechanismen, technische Eingriffsrechte, staatliche Vorsorge und europäische Koordination.
Die zunehmende Einspeisung erneuerbarer Energien stellt das Netz jedoch vor neue Herausforderungen – darum wird das Regelwerk kontinuierlich weiterentwickelt, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können.
Hier eine Übersicht der aktuellen Regelungen und Gesetze:
- Energiewirtschaftsgesetz (EnWG): Das zentrale Gesetz für die Energieversorgung in Deutschland, das die sichere, zuverlässige und leistungsfähige Versorgung mit Strom regelt.
- Netzreserveverordnung (NetzResV): Regelt die Vorhaltung von Reservekraftwerken zur Gewährleistung der Netzstabilität.
- Stromnetzzugangsverordnung (StromNZV): Bestimmt die Bedingungen für den Zugang zum Stromnetz und stellt einen fairen Wettbewerb sicher. Mehr erfahren >
- Stromnetzentgeltverordnung (StromNEV): Regelt die Entgelte für die Nutzung des Stromnetzes und somit die Finanzierung des Netzausbaus.
- Ersatzkraftwerke-Bereithaltungsgesetz (EKBG): Ermöglicht die temporäre Wiederinbetriebnahme von Reservekraftwerken zur Sicherung der Energieversorgung.
- Energiesicherungsgesetz (EnSiG): Bietet dem Staat Instrumente zur Sicherung der Energieversorgung in Krisensituationen.
- Netzstabilitätsverordnung (SysStabV): Regelt Maßnahmen zur kurzfristigen Stabilisierung des Stromnetzes in kritischen Situationen.