06.05.2025 Lesedauer: 5 Minuten Autor: EWE-Redaktion
Was sind Netzentgelte?
Ist Ihnen auf Ihrer Stromrechnung schon einmal der Begriff Netzentgelte aufgefallen? Wir erklären, was sich dahinter verbirgt, wer die Höhe der Netzentgelte festlegt und welche Strom-Netzentgelte 2025 von wem zu zahlen sind.
Was sind Netzentgelte?
Netzentgelte sind Gebühren, die die Netzbetreiber für die Nutzung ihrer Stromnetze erheben. Mit der Stromerzeugung selbst haben diese zunächst einmal nichts zu tun. Die Netzentgelte fließen, damit auch der Strom ungehindert von seiner Produktionsstätte zu den Haushalten fließen kann. Damit dies stets reibungslos funktioniert, müssen die Netzbetreiber das Stromnetz warten, instand setzen, ausbauen und für einen stabilen Betrieb sorgen. Zuständig hierfür sind zum einen die vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) TenneT, 50Hertz, Amprion und TransnetBW sowie mehr als 800 Verteilnetzbetreiber, die für die Weiterleitung des Stroms im regionalen und lokalen Bereich sorgen. Dafür erhalten sie die Netzentgelte. Diese setzen sich aus den folgenden Bestandteilen zusammen:
- Grundpreis plus Abrechnungsentgelt – dazu gehören auch Entgelte für Messung und Messstellenbetrieb.
- Arbeitspreis pro Kilowattstunde (kWh)
Wer zahlt die Netzentgelte?
Die Verteilnetzbetreiber dürfen die für Betrieb und Ausbau des Stromnetzes anfallenden Kosten den jeweiligen Stromanbietern anteilig in Rechnung stellen. Diese wiederum geben die Kosten in Form der Netzentgelte über die Stromrechnung an die Verbraucherinnen und Verbraucher weiter.
Ein wenig anders verhält es sich bei Gewerbe- und Industriekunden mit hohem Stromverbrauch. Diese führen die Strom-Netzentgelte direkt an den jeweiligen Netzbetreiber ab. Gewerbliche Verbraucher mit einem Stromverbrauch von mehr als zehn Gigawattstunden (GWh) pro Jahr können sich von den Netzentgelten komplett befreien lassen.
Wer legt die Höhe der Netzentgelte fest?
Netzbetreiber haben eine Monopolstellung. Über die Höhe der Netzentgelte dürfen sie darum nicht frei bestimmen. Stattdessen geben die Bundesnetzagentur sowie die Regulierungsbehörden der Bundesländer die Höhe der Netzentgelte vor. Berücksichtigt werden dabei die Kosten für Betrieb und Unterhalt des Stromnetzes sowie Investitionen in den Netzausbau. Jedes Jahr wird von den Landesregulierungsbehörden eine Erlösobergrenze festgelegt. Diese definiert, wie viel die Netzbetreiber maximal durch die Einnahme von Netzentgelten erwirtschaften dürfen.
Netzentgelte in den Bundesländern: Zahlen alle dasselbe?
Die Gesamtsumme der Erlösobergrenze wird von den Netzbetreibern verursachungsgerecht verteilt. Das bedeutet, dass es bei den Netzentgelten regionale Unterschiede gibt: In Gebieten, in denen für das Stromnetz höhere Kosten anfallen, sind die Netzentgelte höher als in anderen Regionen. Relevant sind vor allem:
- Bevölkerungsdichte: Bei einer geringen Bevölkerungsdichte wird die Gesamtsumme auf eine vergleichsweise niedrige Zahl von Verbraucherinnen und Verbrauchern verteilt.
- Stromentnahme: Wird wenig Strom entnommen, verteilen sich die Betriebskosten auf wenige Kilowattstunden.
- Netzzustand: Ältere Netze verursachen höhere Kosten für Wartung und Reparatur. Daraus ergeben sich in den verschiedenen Bundesländern Unterschiede in der Höhe der Netzentgelte. So waren die Strom-Netzentgelte 2024 im Norden und Nordosten am höchsten, im Westen Deutschlands jedoch vergleichsweise niedrig.
Wie haben sich die Netzentgelte entwickelt?
Im Jahr 2024 lagen die durchschnittlichen Strom-Netzentgelte bei 6,43 Cent/kWh. Damit machten sie einen Anteil von rund 25 Prozent am Strompreis aus. Zum Vergleich: 2023 lag die durchschnittliche Höhe der Strom-Netzentgelte noch bei 3,12 Cent/kWh.
Gibt es eine Prognose für die Netzentgelte Strom für 2025?
Bereits im Oktober 2024 hatten die Übertragungsnetzbetreiber angekündigt, dass die Netzentgelte 2025 steigen werden. Grund dafür sind zum einen die hohen Kosten für das Engpassmanagement sowie das Vorhalten von Regelleistung, zum anderen die hohen Investitionskosten für den Netzausbau. Denn dieser erfordert eine Modernisierung von Leitungen, Transformatoren und IT.
Für 2025 werden durchschnittliche Netzentgelte in Höhe von 6,65 Cent/kWh erwartet1. Das entspräche einem Anstieg von rund 3,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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Gut zu wissen: Die prognostizierte Entwicklung der Netzentgelte im Jahr 2025 zeigt große regionale Unterschiede auf. So sinken die Netzentgelte vor allem in Bundesländern mit vielen Ökostrom-Anlagen, beispielsweise in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Das führt dazu, dass Regionen mit einem geringen Anteil an Erneuerbaren Energien einen größeren Teil der Netzausbau-Kosten übernehmen müssen. Dazu zählen vor allem Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Bezuschusst der Staat Netzentgelte?
Um einen Anstieg der Strom-Netzentgelte zu verhindern, einigte sich das Bundeskabinett im Dezember 2024 auf einen Zuschuss zu den Übertragungsnetzkosten. Dieser soll bis zu 1,32 Milliarden Euro betragen. Ziel ist es, die Netzentgelte sowohl für alle Verbraucherinnen und Verbraucher als auch für Industriebetriebe zu senken. Der Netzentgelte-Zuschuss soll beispielsweise den Teil der Übertragungsnetzkosten senken, der über die Netzentgelte refinanziert wird. Wann genau er in Kraft treten soll, ist derzeit jedoch unklar.2