EWE Elektromobilität-Ratgeber Wie gefährlich sind E-Autos?

E-Auto-Brand:
Wie gefährlich sind Elektroautos?

Die Diskussion über die Sicherheit von Elektroautos ist in den letzten Jahren immer intensiver geworden, insbesondere angesichts der zunehmenden Zahl von in Flammen stehenden E-Autos, die in den Medien präsentiert werden. Dabei wird oftmals die Frage aufgeworfen, ob E-Autos eine höhere Brandgefahr darstellen als herkömmliche Benzin- oder Dieselfahrzeuge. Dieser Diskurs hat in der Öffentlichkeit häufig zu Unruhe und Verunsicherung geführt. Doch ist diese Sorge wirklich begründet? Wie gefährlich sind Elektroautos tatsächlich, wenn es um das Risiko von Bränden geht? In diesem Ratgeber-Artikel schauen wir uns die Brandgefahr sowohl bei E-Autos als auch bei Fahrzeugen mit Verbrenner-Motoren genauer an.

 

Das Wichtigste im Überblick:

Statistiken zeigen niedrige Brandgefahr beim E-Auto

Nach einer Studie des US-Versicherers Automobile Insurance brennen Verbrenner 60-mal häufiger als Elektroautos. Demnach brennen von 100.000 Verbrennern 1.529,9 Exemplare, von 100.000 Elektroautos aber nur 25,1. In Prozentzahlen ausgedrückt, bedeutet das, dass nur 0,03 Prozent der E-Autos brannten. Im Vergleich hierzu gerieten 1,53 Prozent der Autos mit Benzinantrieb in Brand.

Insgesamt brannten in einem Jahr in den USA 199.533 Verbrenner und nur 52 Elektroautos. Nur 0,024 Prozent aller (untersuchten) Brände werden somit von E-Autos verursacht, während 92,53 Prozent auf Verbrenner zurückgehen (bezogen auf die Gesamtzahl von 215.636 Bränden).

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Zum selben Ergebnis kommen auch Analysen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)2 sowie der DEKRA3. Das Risiko eines Brandes ist bei einem E-Auto demnach nicht höher als bei Modellen mit Verbrennungsmotor, sondern sogar niedriger.4 E-Autos sind daher bei einem Unfall genauso sicher wie klassische Verbrenner.5

Auch die Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren sowie des Deutschen Feuerwehrverbandes stellt in ihren Empfehlungen fest: Im Bezug auf die Gefährdungsbeurteilung unterscheiden sich E-Autos nicht von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.6

Denn ob Elektro- oder Verbrennungsmotor: Alle Autos, die eine Zulassung bekommen, müssen gesetzlichen Anforderungen entsprechen, welche wiederum ein Höchstmaß an Sicherheit für die Autofahrer gewährleisten.

Allerdings entwickeln heutzutage alle Motoren mehr Hitze als noch vor 30 Jahren. Dies liegt jedoch nicht an der Antriebsart, sondern an der deutlichen Zunahme an Materialien, die in den Autos verbaut sind: Die Reifen sind breiter geworden, die Dämmung besser und es befindet sich mehr Kunststoff in den Autos als noch vor einigen Jahrzehnten. Auch die Beschaffenheit der Polster spielt beim Brandrisiko eine Rolle.

Auffällig ist, dass ein Großteil der Deutschen in einer Umfrage aus dem November 2021 bei Elektroautos ein höheres Schadenspotential sowie eine erhöhte Brandgefahr als bei Benzinern oder Dieseln sahen,obwohl Statistiken wie gesehen das Gegenteil belegen. 49 Prozent der Studienteilnehmer gingen von einer erhöhten Brandgefahr aus, während nur 25 Prozent kein erhöhtes Schadenspotenzial bei E-Autos sahen. Für die Zukunft der Elektromobilität ist es daher wichtig, diese falschen Vorurteile zu widerlegen.

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Spezielle Mechanismen für den Schutz der Batterie

Dass von E-Autos keine erhöhte Brandgefahr ausgeht, liegt daran, dass eine Crash-Sensorik das Hochvoltsystem des E-Autos bei einem Unfall sofort abschaltet. Die Batterie wird automatisch über einen Notfallschalter von den anderen Hochvolt-Komponenten getrennt. Das E-Auto kann also nur in Brand geraten, wenn die Schutzmechanismen der Batterien beschädigt wurden. Um das Risiko für einen E-Auto-Brand noch weiter zu minimieren, wurden umfangreiche Maßnahmen zum Schutz des Akkus entwickelt:

  • Der Akku ist durch bestimmte Materialien vor dem Einschlag von Fremdkörpern geschützt.
  • Die Stromversorgung bricht automatisch ab, sobald der Airbag ausgelöst wird.
  • Eine spezielle Software überwacht Lade- und Entladevorgänge.
  • Die Akkupakete erhalten einen besonders stabilen Aufbau.

Selbstredend müssen Elektroautos dieselben Kriterien bei Crashtests erfüllen wie herkömmliche Verbrenner-Pkws. Bei den Tests liegt auf dem Akku zudem ein besonderes Augenmerk. Bisher ist kein einziges E-Auto-Modell beim europaweiten NCAP-Crashtest oder beim Test des ADAC negativ aufgefallen.

Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen lassen sich Unfälle und E-Auto-Brände natürlich niemals vollständig ausschließen. Allerdings sind die Voraussetzungen für einen Brand so spezifisch, dass sie in der Realität nur äußerst selten vorliegen. Dazu müsste es zu einem extrem heftigen Einschlag an einer bestimmten Stelle des E-Autos geben, der den Akku verformen würde. Bei einem solchen Worst-Case-Szenario könnten sich die Zellen der Lithium-Ionen-Batterie in einer Art Domino-Effekt entzünden – man spricht in diesem seltenen Fall vom Thermal Runaway.

Sicher ist: Eine Selbstentzündung ohne äußere Einwirkung ist beim Elektroauto extrem selten: Zum Beispiel haben Feuerwehr und Staatsanwaltschaft in den USA 21 E-Auto-Brände seit 2013 untersucht.8 Bei elf der besagten Brandfälle handelte es sich um die direkte Folge eines Verkehrsunfalls. Sechs weitere Fälle ließen sich ebenfalls mit Verzögerung auf einen Verkehrsunfall zurückführen, den die Fahrzeughalter allerdings nicht gemeldet beziehungsweise nicht bemerkt hatten. Obwohl es sehr selten vorkommt, können auch Elektroautos spontan in Flammen aufgehen. Ähnliche Vorfälle sind allerdings auch bei Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotoren bekannt. Solche Brände sind meist auf Herstellungsfehler der Produzenten zurückzuführen.

ADAC-Crashtest-Vergleich: Keine erhöhte Brandgefahr beim E-Auto

Der ADAC ist mit entsprechenden Tests zu dem Ergebnis gekommen, dass es in Bezug auf die Brandgefahr keine Unterschiede zwischen E-Autos und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren gibt. In einem Crashtest-Vergleich wurde der elektrisch angetriebene VW e-up! mit dem herkömmlichen VW up! verglichen.9

Bei einem Frontalzusammenstoß mit 64 Stundenkilometern verzeichnete der VW e-up! mit dem zusätzlichen Gewicht der Batterien keinerlei Einbußen in Sicherheitsbelangen. Die Struktur des E-Fahrzeugs wies keine höheren Deformationswerte auf. Die Belastungswerte für die Insassen waren identisch mit denen des benzinbetriebenen Fahrzeugs.

Die Sicherheit des Hochvoltsystems und der Fahrzeugbatterien war ebenfalls zu jeder Zeit sichergestellt. Die elektrische Abschaltung des Hochvoltsystems reagierte binnen Millisekunden auf den Unfall und trennte die Verbindungsleitung zwischen Batteriepack und Hochvolt-Leitungen zum Elektroantrieb. Die Batterie entzündete sich nicht und es bestand keine erhöhte Brandgefahr.

Tipps zum Brandschutz von Heimladestationen

Eine defekte Batterie oder ein fehlerhaftes Ladekabel kann zu einer Überhitzung oder Überladung des Fahrzeugakkus führen. Bei einer veralteten oder überlasteten Elektroinstallation im Haus sind außerdem Schmor- oder Kabelbrände denkbar. Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) empfiehlt deshalb eine regelmäßige Überprüfung der elektrischen Anlage durch einen Elektrofachbetrieb. Auf diese Weise lassen sich Überbelastungen schnell erkennen und beheben.

Vom Laden an Haushaltssteckdosen rät der ADAC ab, da die Steckdosen primär auf haushaltsübliche Verbraucher ausgelegt sind. Eine längere, überdurchschnittliche Belastung der Leitungen kann daher eine übermäßige Erwärmung verursachen, was wiederum eine erhöhte Brandgefahr bedeutet. Bei der Ladung durch eine fest installierte Ladestation (Wallbox) sind solche Überlastungen jedoch nahezu ausgeschlossen. Denn bei der Montage durch einen Fachbetrieb werden die elektrischen Leitungen genau geprüft und bei Bedarf um sichere, leistungsfähige Kabel nach neuestem Standard ergänzt. Um die Gefahr eines E-Auto-Brands zu minimieren, sollten Sie generell folgende Regeln beim Laden von E-Autos berücksichtigen:

  • Laden Sie Ihr E-Auto daheim nur an einer Wallbox.
  • Ziehen Sie niemals spontan den Netzstecker der Ladestation, um den Ladevorgang zu beenden. Die Verbindung muss immer zuerst fahrzeugseitig getrennt werden. Andernfalls kann es zu einer gefährlichen elektrischen Entladung (Lichtbogen) kommen.
  • Legen Sie bei Nichtgebrauch die Ladeleitungen und Steckvorrichtungen in die dafür vorgesehene Ablage oder im E-Auto ab.
  • Falls sich Ihre Ladestation innerhalb eines Gebäudes befindet (zum Beispiel in einer Tiefgarage), muss sich ein Pulverlöscher in greifbarer Nähe befinden. Greifen Sie im Ernstfall auf keinen Fall auf flüssige Löschmittel zurück, da diese eventuell zu elektrischen Schlägen führen.

Wie wird ein E-Auto-Brand gelöscht?

Einen E-Auto Brand zu löschen, gestaltet sich unter Umständen schwieriger als bei einem Auto mit Verbrennungsmotor. Meist kommt Löschschaum zum Einsatz, um den brennenden Treibstoff vom Sauerstoff der Umgebungsluft abzuschneiden. Bei Lithium-Ionen-Akkus ist Wasser das geeignete Löschmittel, um die Speicherzellen der Batterie herunterzukühlen. Allerdings sind die Batteriepakete meist gut geschützt im Unterboden des Fahrzeugs verbaut, den die Einsatzkräfte zunächst erreichen müssen.

Den Lithium-Ionen-Akku abzukühlen, ist beim Löschvorgang besonders wichtig. Denn bei einem E-Auto-Brand wird die Energie hauptsächlich im Inneren des Akkus freigesetzt. Das Feuer springt dann von Teilzelle zu Teilzelle über. Um dies zu verhindern, muss der Akku gekühlt werden, was eine große Menge Löschwasser (ungefähr 11.000 Liter) erfordert. Da das Wasser nur schwer in das Batteriegehäuse eindringt, dauert der Löschvorgang beim E-Auto-Brand in der Regel länger als beim Verbrenner. Nach dem Löschen wird das E-Auto nach derzeitigem Sicherheitsstandard für 24 Stunden in einen mit Wasser gefüllten Container gehoben. Diese Maßnahme stellt sicher, dass sich der Akku nicht nochmals entzündet.

Kein Einfahrverbot für E-Autos in Tiefgaragen

Eine gängige Befürchtung von E-Auto-Kritikern und -Interessierten besteht darin, dass Elektrofahrzeuge in Zukunft nicht mehr in Tiefgaragen abgestellt werden dürfen. Da es jedoch keinerlei Hinweise auf ein erhöhtes Brandrisiko gibt (s. o.), sind auch Vorbehalte gegenüber dem Aufladen in Tiefgaragen unbegründet.10 Dies gilt natürlich nur, sofern die dortigen Ladesäulen fachmännisch installiert und gewartet wurden. Auch passende Löschvorrichtungen und Entrauchungssysteme sollten stets vorhanden sein. Grundstück und Tiefgarage sollten zudem schnell und ohne Hindernisse zu erreichen sein.

Vorsorgender Brandschutz: So vermeiden Sie Brandrisiken

Wenn Sie ein E-Auto nutzen, achten Sie besonders darauf, nicht die Hochvoltkomponenten des Fahrzeugs zu berühren. Diese sind mit der Farbe Orange gekennzeichnet und dürfen nur von Fachleuten behandelt werden. Laden Sie den Stromer immer und ausschließlich mit intakten Ladekabeln an einem geeigneten Ladepunkt. Defekte Ladekabel sowie nicht ausreichend dimensionierte Stromquellen stellen einen potenziellen Brandauslöser dar.

Um die Löscharbeiten im Ernstfall zu beschleunigen, sollten Fahrzeughalter im Vorhinein eine Rettungskarte griffbereit haben – diese lässt sich zum Beispiel hinter der Sonnenblende verstauen. Die Rettungskarte gibt den Einsatzkräften Informationen darüber, wie Schneidewerkzeuge am besten angesetzt werden und wie sich das Hochvoltsystem manuell deaktivieren lässt.

Verhalten im Brandfall: Das können E-Autofahrer tun

Bei einem E-Auto-Brand gelten für die Fahrzeuginsassen dieselben Verhaltensregeln wie bei einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor:

  • Verlassen Sie so schnell wie möglich das Auto.
  • Wählen Sie den Notruf und weisen Sie schon hier darauf hin, dass es sich um ein Elektroauto handelt.
  • Gehen Sie auf sichere Distanz zu dem brennenden Fahrzeug.
  • Nähern Sie sich dem gelöschten Fahrzeug nicht, bevor die Feuerwehr es freigibt.

Zahlt die Versicherung im Fall eines E-Auto-Brands?

Ob die Versicherung für die entstandenen Kosten eines E-Auto-Brands aufkommt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Lassen Sie sich vor dem Versicherungsabschluss deshalb genau beraten und achten Sie darauf, dass Sie gegen möglichst alle Brandrisiken abgesichert sind. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei übrigens der Akku selbst: Dieser macht einen beträchtlichen Teil des Gesamtfahrzeugpreises aus und sollte deshalb ausdrücklich in der Vollkaskoversicherung enthalten sein. So können Sie sicher gehen, dass Sie im Ernstfall nicht auf einer hohen Schadenssumme sitzen bleiben.

Fazit: Keine erhöhte Brandgefahr bei E-Autos

Die öffentliche Wahrnehmung von brennenden Elektroautos kann oft irreführend sein und die tatsächliche Brandgefahr von E-Autos wird übertrieben dargestellt. Statistiken zeigen, dass von Elektroautos keine erhöhte Brandgefahr ausgeht. Im Vergleich zu traditionellen Benzin- oder Dieselfahrzeugen ist das Brandrisiko sogar geringer. Moderne Sicherheitsmechanismen, wie eine spezielle Crash-Sensorik, die das Hochvoltsystem bei einem Unfall sofort deaktiviert, und spezielle Vorkehrungen zum Schutz der Batterie, tragen dazu bei, das Risiko zu minimieren. Daher kann die Angst vor Bränden bei E-Autos als unbegründet betrachtet werden.